„BREXIT – und die Folgen
Schlichte Gemüter in der britischen Hochburg Magaluf feierten den Brexit als „Befreiung vom Joch Brüssels“. Manche britische Residente, die schon viele Jahre auf Mallorca leben, erfasste dagegen die Schockstarre, als sie das Wahlergebnis hörten und machten sich Sorgen um Arbeitserlaubnis und Krankenversicherung. Und mancher Optimist glaubte an den Exit vom Brexit oder zumindest, dass durch neue, bilaterale der Trennungsschmerz sich in Grenzen halten werde. Nun – die Brexit-Folgen werden wegen der zweijährigen Übergangsfrist nicht mit voller Wucht Platz greifen und einschlagen, jedoch sind die Problemfelder schon jetzt deutlich zu erkennen.
Auf einer Insel, die überwiegend vom Tourismus lebt, ist natürlich die Sorge groß, dass der Verfall des britischen Pfundes sind schmerzhaft auf die Entwicklung des Tourismus auswirken wird. Immerhin machen die Briten mehr als 20 % der jährlichen Touristen, die Mallorca besuchen, aus. Für 2016 sind zwar die Reisen gebucht – und überwiegend bezahlt, so dass die Reiseveranstalter zunächst keinen deutlichen Einbruch spüren werden. Allerdings wird man den Wertverfall des Pfundes am geänderten Konsumverhalten der Briten während des Urlaubs erkennen.
Nach dem Kursrutsch von 10 % am Tag nach der Wahl machen sich britische Residente, besonders Rentenempfänger und Pensionäre, große Sorgen. Spanienweit soll es knapp 300.000 britische Residente gaben, auf Mallorca 17.000. Die Rentner empfangen jeden Monat ihre Rente in britischen Pfund und müssen sie nun in den teuren Euro tauschen, was zu einem Kaufkraftverlust von 10 %, vielleicht 20 % führt. Kann man dann die Lebenshaltungskosten auf Mallorca noch tragen? Und die, die noch als Selbständige oder lohnabhängig arbeiten – brauchen sie zukünftig ein Visum und eine Arbeitserlaubnis? Was wird aus ihrer Krankenversicherung, die bislang durch EU-Vereinbarungen geregelt war?
Britische Residente, die eine Immobilie auf Mallorca haben, werden durch den Kursverfall vor neue Probleme gestellt: Hypotheken, die in Euro zu tilgen sind, werden teurer; auch sonstige Abgaben und Gemeinkosten der Immobilie werden nun teurer. Kann man die Immobilie dann überhaupt noch halten oder muss die Lebensplanung neu geschrieben werden? Vergleicht man die wirtschaftlichen Eckdaten mit der Krise ab 2008 (zur Jahreswende 2008 auf 2009 standen Pfund und Euro fast 1 : 1), kann man relativ sicher voraussagen, dass wahrscheinlich überwiegend die Residenten mit geringem Einkommen Mallorca den Rücken kehren werden – müssen.
Für Mallorcas Immobilienmarkt muss man differenzieren: Im unteren Einstiegssegment mit Immobilien-Kaufpreisen bis 300.000 € kann es zu deutlichen Auswirkungen des Kursverfalls auf den Markt kommen: Wenn viele britische Residente oder Ferienimmobilien-Besitzer, die überwiegend in diesem Preissegment engagiert sind, verkaufen müssen, wird es in diesem Segment ein größeres Angebot und dann entsprechende Preisabschläge geben. Auf der britischen Käuferseite wird es in diesem Segment Zurückhaltung oder Zurückstellung der Kaufentscheidung geben, da die Spanienimmobilie oder ihre Finanzierung faktisch teurer wird. Kurzum: Der Brexit trifft mit besonderer Stärke den „kleinen Mann“.
Im Luxussegment, in dem Minkner & Partner arbeitet, erwarten wir im Hinblick auf unsere Erfahrungen in der Krise ab 2008 für den britischen Interessentenkreis keine starken Auswirkungen. Wir haben festgestellt, dass die Briten, die in den Luxussegmenten Immobilien auf Mallorca suchen, in vielen Währungen investiert sind und Kursschwankungen des britischen Pfundes ihre Investitionsentscheidungen nicht wesentlich beeinflussen. Dieser Kundenkreis ist „rezessionsresistent“.
Das sind unsere ersten Gedanken zu den Folgen des Brexit und seine Auswirkungen auf Mallorcas und Spaniens Wirtschaft und insbesondere unser Arbeitsfeld – den Immobilienmarkt der Insel. Es bleibt abzuwarten, wie die neue britische Regierung mit der EU verhandelt, ob bilaterale Verträge ausgehandelt werden können, die den Brexit und seine Folgen abfedern und wie sich das britische Pfund entwickeln wird. Fortsetzung folgt – versprochen.
Eine gute Analyse der möglichen Problemfelder. Für die nächsten zwei Jahren steht uns allen aber wohl eine unerfreuliche Hängepartie bevor.
Ihr von Rabenstein
Das britische Volk hat entschieden, dass Großbritannien aus der EU austritt. Die neue britische Regierung muss den Auftrag umsetzen und wird die britische Wirtschaft gegen die Wand fahren. Griechenland lässt grüßen. Vielleicht sollte man das Wahlrecht nur den Wählern geben, die einen bestimmten Intelligenzquotienten nachweisen können. Gabriele Feldhusen
Was für eine Schwachsinn. Sind die Wähler andere Länder schlauer? Und warum sollte die neue Regierung die Wirtschaft gegen die Wand fahren?
Stammtisch parolen !
Lieber Paul Staff,
die britischen Banken sind auf der Suche nach neuen Geschäftsräumen in Brüssel, Frankfurt, Paris und verlassen London; britische Start-Ups haben sich bereits zu Hauf im Berliner Gründerzentrum eingemietet; britische Unternehmen und Wissenschaftler siedeln nach Deutschland und in andere EU-Länder um. Und das wird alles dramatischer, je länger die Hängepartie dauert und der Austrittsantrag nicht gestellt wird. Kapital ist ein scheues Reh und meidet solche Unsicherheitslagen wie der Teufel das Weihwasser. Wir können uns gern in zwei Jahren noch einmal unterhalten. Nein, Wähler in anderen Ländern sind auch nicht schlauer, deshalb haben wir in Deutschland ja auch so viele Pegida- und AfD-Dumpfbacken.
Gabriele Feldhusen