Ses Paisses – die Talaiot-Siedlung bei Artá
In den Reiseführern selten erwähnt, ist die Ausgrabungsstätte des Talaiotischen Dorfes Ses Paisses eines der wichtigsten Zeugnisse der Talaiot-Kultur und Mallorcas Frühgeschichte. Die Ausgrabungsstätte liegt südöstlich des Stadtrandes von Artá auf einer von alten Steineichen umgebenen Anhöhe etwa 120 m über Meeresniveau. Die Forscher datieren das Dorf auf die Zeit von 1.000 v. Chr. bis etwa 100 v. Chr. Die Ausgrabungen legen Zeugnis ab über die Megalith-Kultur der Balearen. Die Siedlung hat eine 364 m lange, doppelwandige und 3,6 m breite Umfassungsmauer, die von drei Eingangsportalen durchbrochen wird. Die Portale sind bis zu 3,50 m hoch und bestehen aus bis zu acht Tonnen wiegenden Steinen. Sie sind von einem waagerechten Türsturz gekrönt. Das sicher älteste Bauwerk der Siedlung ist der Turm, der Talaiot, der einen Durchmesser von 12 m und eine Höhe von 4 m hat. Der Turm ist über zwei Gänge mit Nachbargebäuden verbunden. Da gibt es einen hufeisenförmigen, 132 m² großen Raum, in dem mehrere Feuerstellen, Knochenreste und Werkzeuge aus Eisen ausgegraben wurden. Weiter gibt es den Hypostylos-Saal, der den Dorfbewohnern wohl für Versammlungen und andere gemeinschaftliche Zwecke gedient hat.
Die Siedlung Ses Paisses ist zwar schon seit Jahrhunderten bekannt, wurde aber erst in ihrer Bedeutung 1946 erkannt und als archäologische Fundstätte zum Kulturdenkmal erklärt. Der bekannte italienische Archäologe Lilliu, die ähnliche Ausgrabungen auf Sardinien geleitet hatte, verantwortete die Ausgrabungen von Ses Paisses von 1959 bis 1963. Ende des 20. Jahrhunderts übernahm der mallorquinische Archäologe Javier Aramburu die Ausgrabungsarbeiten und machte weitere Entdeckungen. Jährlich finden sog. Grabungskampagnen statt, die jedoch immer unter zu geringen Fördermitteln leiden, so dass es in Ses Paisses noch viel zu entdecken gibt.
Ses Paisses | Lloc Poligon 13, 113 | 07570 Artá | Tel. +34 619 07 00 10.