8000 Jahre Mallorca-Geschichte im Zeitraffer
Von den Ursprüngen der Insel
Wissenschaftler haben ermittelt, dass die Insel Mallorca durch ein Erdbeben vor etwa 120.000 Jahren entstanden ist. Einst soll das Tramuntana-Gebirge mit der Sierra Nevada auf dem spanischen Festland verbunden gewesen sein. Die ersten Bewohner der Insel kamen über das Meer. Sie lebten in Höhlen (2000 v. Chr.) , wie Funde z.B. bei Drac, Campanet und Artá belegen. Sie lebten überwiegend von der Ziegen- und Antilopenjagd. Später bauten sie sich Häuser aus Holz oder Stein. Die Zeit von 1500 bis 300 v. Chr. Nennen wir die talayotische Kultur, in der etwa 20 Siedlungen für mehrere Hundert Bewohner entstanden. Die Talayots dienten ursprünglich wohl als Wachtürme, später als Wohnungen, aber auch als Kultstätten – Artefakte fand man in Cala Pi, Artá, llucmajor, Santa Margalida, Santanyi und am Puig de Na Morisca in Santa Ponsa. Noch heute können Zeugnisse dieser Kultur mit megalithischen Talayot-Türmen besichtigt werden.
Über die Jahrhunderte entwickelte sich im Mittelmeerraum ein lebhafter Handel, und so kamen Phönizier, Griechen und Karthager nach Mallorca. Manche Mallorquiner dienten in diesen Zeiten als Söldner in fremden Heeren, da sie als gefährliche und kunstfertige Steinschleuderer im Mittelmeerraum gefürchtet waren. Und auch Piraten entdeckten Mallorca und störten empfindlich den sich entwickelnden Handel.
Die Römer auf Mallorca
Das gefiel den am Handel aktiv beteiligten Römern nicht. Sie besetzten im Jahre 123 mit 3000 Legionären die Insel und vertrieben die Piraten. Die Römer gründeten Städte Palma, Pollentia (heutiges Alcudia) und Inca und bauten eine Infrastruktur, u.a. auch den Hafen von Sóller. Die Römer bauten auch die ersten Aquädukte, wodurch Bewässerungssysteme für die Landwirtschaft und den Weinbau entstanden. Viel ist aus der römischen Zeit nicht erhalten geblieben, da die nachfolgenden Eroberer viele römische Bauwerke schliffen und das Material für eigene Neubauten verwandten.
Die Mauren auf Mallorca
Ab Mitte des 9. Jahrhunderts herrschten dann die Mauren auf Mallorca. Obwohl viele Mallorquiner auch heute noch von den maurischen Besatzung sprechen, erlebte Mallorca über drei Jahrhunderte maurischer Herrschaft eine Blütezeit. Sie gründeten Schulen für Philosophie, Theologie und Recht. Sie brachten auch ihre hochentwickelte Technologie auf die Insel. Sie legten Bewässerungssysteme an, terrassierten die Gebirgslandschaften und legten Plantagen für Zitrus-, Mandel-, Pfirsich- und Aprikosenbäume an. Um einige Landgüter entstanden Ortschaften wie Banyalbufar, Biniamar, Binissalem, Felanitx, Fornalutx und Marratxi. Auch einige Paläste aus dieser Zeit wie Alfabia und Raixa zeugen für die hoch entwickelte maurische Kultur.
Die Eroberung durch Jaime I
Die maurische Zeit landete 1229 durch die Eroberung Mallorcas durch Jaime I von Aragon, der am 12. September mit seiner Armada in Santa Ponsa landete und am 31. Dezember 1229 in Palma einzog. Wenn auch Jaime I von den Mallorquinern heute überwiegend hoch verehrt und in Feierlichkeiten gewürdigt wird, war die Eroberung ein blutiges und zerstörerisches Werk: Jaime I gab die Stadt Palma zur Plünderung frei. Wer sich nicht unterwarf oder kooperierte wurde getötet. Die meisten Bauwerke maurischen Ursprungs wurden zerstört. Nach Jaimes Tod im Jahre 1276 stritten seine Söhne Pedro II von Aragon und Jaime II, der sich schließlich eigenmächtig zum König von Mallorca krönte.
Viele Herrscher beanspruchten Mallorca
Die folgenden Jahrhunderte gehörten nicht zu Mallorcas glücklichsten Zeiten: Die Könige wechselten und kamen von Aragón, Katalonien, den Habsburgern und den Bourbonen. Plünderungen durch Piraten, Hungersnöte, die Pest und Streitigkeiten zwischen Adligen, aber auch Bürgeraufstände waren prägend für die Zeit.
Aufblühen von Landwirtschaft und Handwerk
Erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts kam Mallorca zur Ruhe, Landwirtschaft und Handel blühten auf. Es herrschte reger Warenaustausch zwischen dem spanischen Festland und Frankreich. Auch das Handwerk (besonders Lederwarenproduktion in Inca) gab vielen Menschen ein bescheidenes Einkommen. Man nutzte die Möglichkeiten der Elektrizität und begann mit dem Bau der Eisenbahn von Palma nach Inca. Es begann ein kulturelles und intellektuelles Leben. Und zu Ende des Jahrhunderts gab es Anfänge einer Industrialisierung und damit auch eine Arbeiterbewegung. Die gewählte Volksfrontregierung wurde durch den Bürgerkrieg von 1936 beendet. Mallorca schlug sich auf die Seite Francos, der ab 1939 als Diktator Spanien bis zu seinem Tode 1975 regierte.
Die Geschichte des Mallorca Tourismus
Ein zaghafter Mallorca-Tourismus begann bereits in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Bekannt aus dieser zeit sind die Mallorca-Touristen Frederik Chopin und die französische Schriftstellerin George Sand („Ein Winter auf Mallorca“), den Winter 1838 auf 1839 auf Mallorca verbrachten und damit dem charmanten Bergdorf Valldemossa noch heute gute Einnahmen aus dem Tourismus bescherte. Einige Jahrzehnte später schrieb der österreichische Erzherzog Ludwig Salvator den ersten großen Reisebericht über Mallorca „Die Balearen in Wort und Bild“. Um ein anspruchsvolles, internationales Publikum angemessen beherbergen zu können, wurde um die Jahrhundertwende in Palma das Gran Hotel gebaut und 1903 feierlich eröffnet. Dass man schon frühzeitig die Bedeutung des Tourismus für Mallorca erkannt hatte, zeigt die Gründung des Tourismusverbandes im Jahre 1905. Bis zum Beginn des Bürgerkrieges (1936 – 1939) konnte Mallorca schon etwa 40.000 ausländische Touristen verzeichnen, viele von ihnen Schriftsteller, Maler, Schauspieler und Existentialisten.
Durch den zweiten Weltkrieg wurde die Tourismuswirtschaft auf den Balearen unterbrochen, aber schon 1950 weist die Statistik des Tourismusverbandes fast 100.000 Feriengäste aus. Mit der fortschreitenden Entwicklung des Flugverkehrs setzte ein wahrer Tourismusboom ein, der den Bau eines neuen Flughafens notwendig machte. Der Flughafen Son San Joan wurde 1997 eingeweiht und seitdem ständig erweitert. 2019 hatte der Tourismus mit 14 Millionen Gästen seinen Höhepunkt.