Mallorca Fakten & Wissenswertes
Wir leben jetzt schon über 25 Jahre auf Mallorca und sind hier Zuhause. Und dennoch: Jeden Tag machen wir neue Entdeckungen, lernen wir Neues über die Geschichte, die Kultur und die Menschen dieser wunderschönen Insel. Inzwischen haben wir auch eine stattliche „Mallorca-Bibliothek“, in der wir immer wieder stöbern, um die vielen Fragen unserer Freunde, Gäste und Kunden zu beantworten. Einiges Wissenswertes über Mallorca können Sie auf dieser Seite finden. Wie wär`s mit einem „Mallorca-Quizabend“?
Wenn sie für die wenigen Tage mit regnerischem Wetter auf Mallorca mehr Geheimnisvolles, Unbekanntes, Interessantes und Heiteres erfahren wollen, können wir Ihnen die Bücher des Journalisten, Weltenbummlers und Mallorca-Kenners Axel Thorer „Lexikon der Inselgeheimnisse“ und „Liebeserklärung an Mallorca“ empfehlen sowie seinen Mallorca-BLOG www.mallorca-aaaxel.com, in den auch wir immer wieder gerne reinschauen.
Edith und Lutz Minkner
Fakten von A – Z
Ausdehnung
Mallorca hat eine maximale Ost-West-Ausdehnung von 98 km und eine maximale Nord-Süd-Ausdehnung von 78 km. Die Küstenlinie misst 550 km. Mallorca hat eine Fläche von 3.603,72 km².
Bunyols
Oktober und November sind die Monate für Mallorcas fettige Gebäckspezialität – die Bunyols, eine Art frittierter Krapfen aus Kartoffeln, Mehl und Hefe. Herstellung und Verkauf beginnen am 21. Oktober, dem Gedenktag für die Heilige Ursula, der Schutzpatronin der Jungfrauen. In Bäckereien, Cafés und an Straßenständen wird die leckere, kalorienhaltige Süßigkeit nach bewährten Familienrezepten gebacken. An den Ständen bilden sich Warteschlangen, um die inseltypische Spezialität zu kaufen (der Kilopreis liegt zwischen 14 € und 20 €).
Zum Selberbacken hier das Rezept: Als Zutaten brauchen Sie 500 g Kartoffeln, 250 g Mehl, 20 g frische Hefe, 175 g Zucker, drei Eigelb, 250 ml warmes Wasser, 100 ml Olivenöl, Öl zum Frittieren und Puderzucker. Verfeinern kann man das Gebäck mit Anis und Orangensaft, die der Backmasse beigemischt werden. Die Kartoffeln werden gekocht, gepellt, püriert und mit dem Öl gemischt. Die Hefe wird in etwas Wasser aufgelöst. Dann werden Zucker, Eigelb, Wasser und Hefe dem Teig zugegeben, umgerührt und das Mehl untergehoben. Die Masse muss dann ruhen, bis sich die Teigmenge in etwa verdoppelt hat. Dann werden kleine Kringel geformt und mit dem Daumen in die Mitte ein Loch hineingedrückt. Sodann wird das Gebäck im Öl frittiert und mit der goldbraunen Färbung schließlich mit Puderzucker bestäubt. Mancher tunkt die Bunyols schließlich noch in eine der köstlichen mallorquinischen Marmeladen. Guten Appetit.
Einwohnerzahl
Mallorca hat 896.038 Einwohner (Staatliches Statistikinstitut 2019). Fast die Hälfte davon leben in der Hauptstadt/Gemeinde Palma, nämlich 416.065. Die einwohnerstärksten Gemeinden Mallorcas sind Calviá (50.559), Marratxi (37.193), Manacor (43.808), Llucmajor (36.914) und Inca (33.319). Die einwohnerschwächsten Gemeinden sind Escorca (212), Estellenc (315), Banyalbufar (515) und Deia (617). Mehrere Versuche einer Gemeindereform mit dem Ziel der Zusammenlegung kleiner Gemeinden mit größeren Nachbargemeinden ist immer wieder an der Sturheit der Gemeindevertreter gescheitert.
Ensaimada (Hefeschnecke)
Jeder, der schon einmal auf Mallorca war, kennt die Ensaimada de Mallorca ein Spezialität der Insel mit seit 1996 „geschützter geografischer Angabe“. Sie hat die Form einer Zuckerschnecke. An der gewölbten Oberseite hat sie meist Puderzucker; an der Unterseite ist sie glatt und meist fettig. Die Ensaimada gibt es in unterschiedlichen Größen, ungefüllt zwischen 60 g und 2.000 g, gefüllt zwischen 100 g und 3.000 g. Schon im 17. Jahrhundert soll die Ensaimada auf Mallorca bekannt gewesen sein und auch Erzherzog Ludwig Salvator (1869 – 1891)hat sie in seiner Dokumentation „Die Balearen in Wort und Bild“ beschrieben. Es gibt zwei Arten der Ensaimada, einmal ungefüllt und einmal als Ensaimada mit Engelshaar (ensaimada de cabell d`angel), die mit süßer Kürbismarmelade gefüllt ist. Die Zutaten der Ensaimada sind Stärkemehl- 45 % – 56 %, Wasser – 18 % – 20 %, Zucker – 16 % – 20 %, Eier – 6 % – 10 %, Hefe – 4 % – 6 % und Schweineschmalz (saim – daher kommt der Name) – 20 % – 25 %.
Fischwirtschaft
Viele Touristen bummeln am Nachmittag durch Mallorcas Häfen, z.B. Port Andratx und Palma, um die Rückkehr der Fischerboote, das Entladen des frischen Fangs und das Ausbreiten, Trocknen und Flicken der Netze zu beobachten. Der Fischfang ist jedoch auf Mallorca nicht nur ein touristisches Thema, er ist auch ein wichtiger Wirtschaftszweig. Immerhin holt der mallorquinische Fischfangflotte etwa 3.000 Tonnen Fisch und andere Meeresfrüchte (es soll 122 Arten geben) jährlich aus dem Meer. Das hört sich gewaltig an, deckt aber nur 20 % des Gesamtverbrauchs der Insel. Der Verkauf des frischen Fangs erfolgt meist über die Fischbörse in Palma mittels einer elektronischen Versteigerung an Großhändler und die Gastronomie. Interessant ist die Art der Bezahlung der Fischer: Sie erhalten keinen festen Lohn, sondern sind am Gewinn des Schiffseigners beteiligt. Der Eigner erhält in der Regel die Hälfte des Gewinns, der Rest wird unter den Seeleuten aufgeteilt.
Heimische Fischsorten sind der Calamar (Tintenfisch), der Octopus (Krake), der Llampuga (Goldmakrele), der Cap Roig (großer Drachenkopf), der Anfós (Drachenbarsch), der Moll (rote Meerbarbe) und die Llagosta (Languste). Diese Sorten werden meist mit den traditionellen Fischerbooten (Llauts) gefischt. Mit größeren Kuttern (Bous) werden Gambas Rojas (Garnelen), Merluza (Seehecht) und Rape (Seeteufel) gefischt. Die Fischzucht hat auf Mallorca nur geringe Bedeutung. Man findet sie z.B. beim Kraftwerk Murterar bei Alcúdia. Gezüchtet werden dort vorrangig die Goldbrasse und der Wolfs- oder Seebarsch. Die Balearen-Regierung hat bestimmte Schutzzonen eingerichtet und legt auch Fangzeiten fest, um das natürliche Gleichgewicht in den Fischfangzonen zu erhalten.
Gemeinden Mallorcas
Mallorca hat 53 Gemeinden, das sind Gebietskörperschaften mit eigenem Rathaus, einem Bürgermeister und einem Gemeindeparlament. Die flächenmäßig kleinste Gemeinde Mallorcas ist Búger mit nur 8,29 km² und 1.050 Einwohnern. Die flächenmäßig größte Gemeinde Mallorcas ist Llucmajor mit 327,33 km² und 36.914 Einwohnern.
Hier finden Sie eine Übersicht mit allen wichtigen Regionen & Kategorien.
Glasbläserei auf Mallorca
Mallorcas Glaskunst kann man überall im täglichen Leben sehen und bewundern: Tafelgeschirr, Lampen und Interior-Design aus Glas schaffen in Luxusvillen ein kontrastreiches Ambiente, und in charmanten Landhäusern tragen sie zu einer stimmungsvollen Harmonie bei. Weitere Zeugnisse mallorquinischer Glaskunst finden wir in den prachtvollen, farbenfrohen Kirchenfenstern Mallorcas; ein besonders prachtvolles Beispiel ist das beeindruckende Rosettenfenster der Kathedrale mit einer Fensterfläche von fast 100 m².
Die Glasbläserkunst hat auf Mallorca eine lange Tradition. Obwohl schon die Phönizier 600 v. Chr. flüssiges Material in eigens dafür vorgesehene Ton- und Sandformen gossen und so die „Erfinder“ des Glases waren, ist es wohl erst mit den Römern nach Mallorca gekommen, wie Funde bei Ausgrabungen in der Altstadt von Alcúdia belegen. In den Jahrhunderten haben die Glasbläser ihr Handwerk und ihre Techniken immer wieder verfeinert. Im 17. Jahrhundert flüchtete ein Glasbläser aus dem für seine Glaskunst bekannten italienischen Ort Murano bei Venedig nach Mallorca und brachte dem Glasbläserhandwerk wesentliche technische und künstlerische Impulse. Die Glasbläsertradition wird heute im wesentlichen in drei Orten auf Mallorca ausgeübt, nämlich bei Vidrieries Gordiola in Algaida, bei S.C.L. Menestralia in Campanet und bei LaFiore in S`Esglaieta. In allen die Glasbläsereien kann man die „letzten ihrer Zunft“ bei ihrem einzigartigen Handwerk beobachten.
Mit einem Metallrohr (canya) ziehen die Glasbläser ein Stück der glühenden Masse aus dem Feuer und blasen sie zu kleinen Ballons auf. Mit Zangen bilden sie dann die endgültige Form und schaffen binnen Minuten aus dem geschmolzenen Material bunte Gläser, Lampen, Figuren und andere Kunstwerke – alles Unikate. Das geformte Kunstwerk wird dann mit einem scharfen Messer vom Rohr abgeschnitten und gekühlt. Bei Gordiola gibt es auch ein kleines Museum über die Geschichte der Glasbläserkunst, und in einem Shop kann man die Kunstwerke von Mallorcas Glasbläsereien erwerben.
Im Dezember 2024 wurde die Glasbläserei Gordiola von der UNESCO in die Liste des „immateriellen Weltkulturerbes“ aufgenommen.
Häfen
Mallorca ist eine Insel in zentraler Lage des Mittelmeeres. Seit Jahrhunderten ist Mallorca aufgrund seiner Lage auch ein Umschlagplatz für Waren aller Art und aus vielen Ländern des Mittelmeerraumes. Die erste Hafen mit Bedeutung für den Warenumschlag war natürlich der Hafen der Metropole Palma. Genauso wichtig wie der Handel war für die Bewohner der Insel der Fischfang, und so entstanden an der über 500 km langen Küste über die Jahrhunderte auch kleine Häfen, in denen die Fischer ihre Boote ankerten und den tagfrischen Fang entluden. Mit der Entwicklung des Tourismus wurde Mallorca auch Anziehungspunkt und begehrter Ankerplatz für internationale Schiffseigner, die mit ihren Yachten und Sportbooten Yachthäfen suchten, die für dieses anspruchsvolle Publikum eine perfekte Infrastruktur boten. So gibt es heute auf Mallorca 44 Häfen mit fast 15.000 Liegeplätzen.
Da der Südwesten Mallorcas über die beste Infrastruktur verfügt, sind die Häfen dieser Region, die alle über ein umfangreiches Serviceangebot verfügen, bei internationalen Schiffseignern besonders begehrt. In diesen Häfen gibt es neben dem technischen Service meist auch eine variationsreiche Gastronomie, Boutiquen und Galerien. Also alles, was den verwöhnten Gast anspricht. Die Yachthäfen des Südwestens, nämlich Palma, Port Andratx, Portals Nous, Port Adriano und Santa Ponsa stellen wir Ihnen in gesonderten Beiträgen vor.
Hierbas
Mallorcas geliebter Anis-Kräuterlikör „Hierbas“ mit 25 % – 50 % Alkohol wird von vielen scherzhaft als „medizinisches Heilmittel“ bezeichnet, soll er doch bestens die Verdauung nach dem Essen fördern. Die Bezeichnung hat ihren Hintergrund auch in den verschiedenen Kräutern (hierbas – herbes), die ihm den unverwechselbaren Geschmack verleihen: Kamille, Fenchel, Thymian, Hierba Buena, Minze, Rosmarin, Zitronenmelisse, Lavendel, Salbai – jeder Produzent hat ein familieneigenes Rezept. Man kennt den Heiltrunk schon seit dem Mittelalter, als er überwiegend von Mönchen hergestellt wurde. Hierbas gibt es in verschiedenen Süßegraden – als dulces (süß), mezcladas (halbtrocken) oder secas (trocken). Man kann seinen Hierbas auch selbst mit eigenen Geschmacksaromen herstellen: Man nimmt einen Liter trockenen Anis-Likör, gibt die Kräuter nach eigenem Gusto hinzu. Kenner raten, das Gemisch aus Anislikör und Kräutern nach Anmischung mindestens fünf Monate ruhen zu lassen, damit der Geschmack sich voll entfalten kann. Nach den fünf Monaten – durchsieben und trinken. Der Hierbas wird pur oder auf Eis getrunken.
Höhlen
Die Höhlen Mallorca sind noch ein weitgehend unerforschtes Gebiet. Die gesamte Insel ist von einem unterirdischen Höhlennetz durchzogen. Es soll etwa 4.000 Höhlen und Grotten geben. Bisher wurden etwa 300 sehr große Höhlen erforscht, von denen nur einige wenige der Öffentlichkeit zugänglich sind. Die bekanntesten sind die Coves del Drach mit einem 177 m langen, 30 m breiten und 14 m tiefen See (Porto Cristo), die Coves dels Hams, deren Steine an eine versunkene Stadt, Bauwerke, Tiere und Menschen erinnern (Porto Cristo), die Coves d`Arta (Arta) mit dem „Saal der tausend Säulen“ (Tropfsteinformationen), die Coves de Campanet mit bizarren Tropfsteinen und die Coves de Genova (Genova), die bis in eine Tiefe von 39 m führen. Die Höhlen, die zur Besichtigung freigegeben sind, wurden für die Touristen mit aufwendigen Lichtinstallationen, beleuchteten Booten auf kleinen Seen und klassischen Konzerten besonders attraktiv gemacht.
Industrie
Die Motoren von Mallorcas Wirtschaft sind der Tourismus und die Bauwirtschaft. Mallorca und Industrie? Da fällt einem auf den ersten Blick nicht viel ein. Und doch: Derzeit hat die Industrie der Insel einen Anteil von 7,5 % am Bruttosozialprodukt, und Industrieminister Manuel Pons erwartet bis 2025 eine Steigerung auf 9 %, und das, obwohl in den letzten Jahren einige namhafte Industrieunternehmen auf Mallorca endgültig ihre Pforten geschlossen haben, nämlich Cemex, Bimbo, Lafiore, Coco Calo und Pepsi. Mallorcas Industrie macht allerdings derzeit einen Strukturwandel durch. Es sind nicht mehr die größeren mittelständischen Unternehmen, die die Industrie der Insel prägen. Es sind überwiegend kleine und mittlere Produktionsunternehmen mit weniger als 50 Mitarbeitern, die in den Bereichen Lederwaren, Schmuck, Textilien, Möbel und Lebensmittelproduktion agieren. Hinzu kommt die Tourismuswirtschaft.
Pons betont, dass seit 2017 – mit Zustimmung auch der Oppositionsparteien – die Industrie stark gefördert wurde, jedes Jahr mit einigen Millionen Euro. Besonders hebt Pons die Investitionsfördermaßnahmen hervor, die für die Anschaffung von Maschinen und Wirtschaftsgütern 50 % bezuschussten. Auch habe man die Ausbildung von Industriefachleuten nach dem dualen Ausbildungssystem stark gefördert. Da die verschiedenen Wirtschaftsbereiche der Insel stark verzahnt seien, würden sie sich auch wechselseitig befruchten.
Johannisbrotbaum
In Deutschland kennt man ihn kaum; im Mittelmehrraum ist er dagegen stark verbreitet – der Johannisbrotbaum (span. Algarroba, kat. Garrover). Der Johannisbrotbaum ist ein immergrüner Baum, wird bis zu 100 Jahre alt und erreicht eine Höhe zwischen 10 m und 20 m. Er hat einen mächtigen Stamm und eine weit ausladende, halbkugelige Krone. Seine Früchte, die wie große Schoten aussehen, werden 10 cm bis 20 cm lang. Der harten Kerne sollen immer gleich schwer sein, nämlich 0,197 g. Aus diesem Grunde wurden sie früher als Gewichtsmaß genutzt. Bei Edelsteinen kommt von den Johannisbrotkernen auch das Gewicht „Karat“, das nämlich noch heute 0,2 g entspricht.
Dass der Johannisbrotbaum im Mittelmeerraum und auf Mallorca sehr geschätzt wird, kommt von seinen Eigenschaften: im Sommer verbreitet die breite Krone für Mensch und Tier herrlichen Schatten, er braucht kaum Wasser, und im Winter bietet der Johannisbrotbaum Schafen und Ziegen Nahrung. Deshalb ersetzen viele Mallorquiner auch sterbende Mandelbäume durch Johannisbrotbäume.
Das Fruchtfleisch „Carob“ ist weich und aromatisch süß, später wird es hart und ist dann lange haltbar. Ein Baum bringt durchschnittlich 75 kg Fruchtfleisch pro Ernte, wenngleich alte Bäume bis zu 250 kg bringen können. Auf Mallorca wird die nahrhafte Hülsenfrucht frisch oder getrocknet verbraucht, bisweilen zu Saft gepresst oder zu Sirup verarbeitet. Das Fruchtfleisch dagegen wird meist vermahlen, wodurch ein kakaoähnliches Pulver entsteht. Im Unterschied zum Kakao ist das Pulver aber fettarm und frei von anregenden Stoffen wie z.B. Koffein. Das fettarme Pulver enthält zudem die Vitamine A und B sowie Calcium und Eisen und dient deshalb auch als diätetisches Lebensmittel. Auch in der Kosmetik- und Pharmaindustrie findet die Johannisbrotfrucht ihren Einsatz.
Klima
Mallorca wird zu Recht als Sonneninsel bezeichnet, hat sie doch am Tag durchschnittlich 7,9 Sonnenstunden. Die Insel ist geprägt durch ein gemäßigtes subtropisches Klima mit geringen Niederschlagsmengen. Im Sommer regnet es kaum, und die Temperaturen können bis zu 40 Grad steigen. Die Winter sind mild und feucht. Die durchschnittliche Regenmenge 550 Litern pro m²/Jahr. Gelegentlich – besonders in den Bergen – kommt es auch zu Schneefällen.
Landschaftszonen
Mallorca wird in fünf Landschaftszonen eingeteilt: Serra de Tramuntana, Raiguer, Pla de Mallorca, Llevant und Migjorn
Landwirtschaft
Mallorcas Landwirtschaft hat zu kämpfen: Einst war sie der wichtigste Wirtschaftszweig der Insel, heute sind nach der Statistik der Sozialversicherung nur noch etwa 4.000 Menschen (obwohl in vielen Beiträgen zu diesem Thema fälschlicherweise behauptet wird, dass 11 % der Bevölkerung Mallorcas in der Landwirtschaft arbeiteten) im Hauptberuf in der Landwirtschaft tätig. Und in dieser zahl sind auch schon die Personen erfasst, die in der Forstwirtschaft arbeiten. Dabei ist dieser Berufszweig für die Insel besonders wichtig, da er nicht nur der Lebensmittelproduktion dient, sondern auch dem Landschaftsschutz: Die Bewirtschaftung der Felder, Wiesen und Wälder verhindert das Verkarsten der Landschaft und mindert in den waldreichen Regionen der Insel die Waldbrandgefahr. Die Bedeutung des Landschaftsschutzes zeigt sich auch daran, dass – obwohl immer von der zu dichten Bebauung der Insel gesprochen wird – 89 % der Fläche Mallorcas land- und forstwirtschaftlich genutzt wird. Neben der Tierzucht (Schafe, Schweine, Rinder) sind die wichtigsten landwirtschaftlichen Produkte Mallorcas Kartoffeln, Mandeln, Oliven, Melonen und Wein.
Im Vormarsch ist seit einigen Jahren der biologische Anbau auf ökologisch bewirtschafteten Flächen, die mit etwa 30.000 Hektar angegeben werden. Das sind in etwa 10 % der gesamten Anbaufläche. Die meisten der ökologisch bewirtschafteten Flächen liegen in Llucmajor, Arta, Pollenca, Manacor und Santanyi. Im Vordergrund stehen dabei die Produktion von schadstofffreiem Viehfutter, womit die knapp 200 Biofleisch-Erzeuger beliefert werden. Neben der Viehfuttererzeugung sind wichtige Zweige der Bio-Landwirtschaft die Produktion von Getreide und Hülsenfrüchten. Obst- und Gemüseproduktion spielen eher eine untergeordnete Rolle. Seit einigen Jahren versucht die Balearen-Regierung durch Subventionen aus Landes- und EU-Mitteln, junge Leute für eine Erwerbstätigkeit in der Landwirtschaft zu begeistern.
Mandeln
Bereits Anfang Januar öffnene sich die ersten Mandelbüten und entfalten dann ihre volle weiße bis rosafarbene Pracht bis Mitte Februar. Besonders zahlreich sind Mandelplantagen am Rande des Tramuntanagebirges, in den vom Gebirge geschützten Ebenen mit guten Böden bei Bunyola, Selva, Lloseta und Inca zu finden. Aber auch in den Gemeinden Andratx, Soller, Calvia, Felanitx und Santanyi kann man üppig blühende Mandelbäume erleben. Es soll zwischen 6 und 7 Millionen Mandelbäume auf Mallorca geben, und das seit über 1.000 Jahren, als noch die Araber die Insel besetzt hatten. Allerdings: Die mit Mandelplantagen bewirtschaftete Fläche ist in den letzten Jahren deutlich geschrumpft. Noch 2010 war es eine Fläche von 65.000 Hektar, von denen 14.600 Tonnen Mandeln geerntet wurden. Heute soll die Fläche nur noch 15.000 Hektar mit einem Ertrag von 4.500 Tonnen Mandeln sein. Dem will das Landwirtschaftsministerium mit EU-Mitteln begegnen. Ein Programm sieht vor, in den nächsten vier Jahren bis zu 1 Millionen junge Mandelbäume zu pflanzen. Vorher sollen auf einer Fläche von 10.000 Hektar alte – mittlerweile 100 Jahre alte – Mandelbäume gefällt werden, da diese keinen ertrag mehr bringen und zum Teil auch von dem Feuerbakterium befallen sind.
Es wäre misslich, über Mallorcas Mandelblüte zu berichten, ohne auch Mallorcas Kuchenspezialität, den Mandelkuchen, zu berichten. Kenner behaupten, nirgendwo auf der Welt einen so ausgezeichneten Mandelkuchen gegessen zu haben wie auf Mallorca. Das Besondere an dieser Mallorca-Spezialität ist, dass er ohne Mehl und Butter gebacken wird. Man kann ihn in Mallorcas Cafés kosten, in den traditionellen Bäckereien der Insel kaufen oder einen Mandelkuchen selber backen.
Hier das Rezept zum Mandelkuchen
Als Zutaten braucht man 200 g Mandeln – geschält und gemahlen, 5 Eigelb, 5 Eiweiß, 2000 g Zucker, Abrieb einer halben Zitrone, Puderzucker und Mandelplättchen zum Dekorieren. Benötigt wird eine runde Kuchenform mit 25 – 28 cm Durchmesser. Der Backofen wird auf 170 Grad vorgeheizt, die Kuchenform gut gebuttert und mit Mehl bestäubt, das überschüssige Mehl wird gut ausgeklopft. Dann werden Eigelb und Zucker gut verrührt und die gemahlenen Mandeln sowie der Zitronenabrieb beigefügt. In einer weiteren Schüssel wird das Eiweiß steif geschlagen und ein Teil davon mit dem Mandelteig verrührt, um schließlich das restliche Eiweiß vorsichtig unterzuheben. Dann den teig in die Backform geben und 45 – 50 min. backen, wobei für 25 min. die Oberseite mit Backpapier abgedeckt wird. Abkühlen lassen. Vor dem Verzehr mit Puderzucker und Mandelplättchen bestreuen. Hervorragend schmeckt die Kombination mit Mandel- oder Vanilleeis.
Name
Der Name der Insel Mallorca stammt aus dem Lateinischen. Die Römer nannten die Insel „insula maior“ (die größere Insel) im Vergleich zu den Schwesterinseln Menorca („die kleinere“), Ibiza und Formentera.
Oliven
Bereits seit der Zeit der Handelsbeziehungen der Phönizier und Griechen mit Mallorca gibt es Olivenbäume und Ölproduktion auf Mallorca. Der intensive Handel mit Olivenöl setzte in römischer Zeit ein. Einen Höhepunkt hatte die Olivenproduktion im 16. Jahrhundert. Von Soller aus wurde das kostbare Öl nach Nordafrika und Frankreich verschifft. Obwohl der Handel mit Olivenöl heutzutage einer starken internationalen Konkurrenz ausgesetzt ist, werden heute noch 11.000 ha Land mit 750.000 Olivenbäumen bewirtschaftet. Ein großer Teil der Olivenbäume auf Mallorca ist zwischen 300 und 500 Jahre alt.
Das Olivenöl unter der Bezeichnung „Oli de Mallorca“ ist ein kaltgepresstes, extrareines Produkt und wird auch gern als „Mallorcas flüssiges Gold“ bezeichnet. Es werden die Olivensorten Mallorquina, Arbequina und Picual verwendet. Der Geschmack des Öls hängt in erster Linie vom Reifegrad und dem Zeitpunkt der Ernte ab. Die fruchtigen Oliven stammen aus einer frühen Ernte aus dem Monat Oktober. Die Früchte sind dann noch grün , und folglich ist das Endprodukt auch von grün-gelber Farbe. Dagegen stammt das eher süßliche Olivenöl meist aus schwarzen Oliven , die im November und Dezember geerntet werden. Die Farbe dieses Öls ist meist goldgelb. Bei der Produktion werden keine chemischen, sondern ausschließlich mechanische Prozesse angewandt. Das Öl wird nicht erwärmt und auch nicht mit Weichmachern versehen. Nur so hergestellte Öle dürfen die Herkunftsbezeichnung „Oli de Mallorca DO“ tragen. Ihre Qualität wird ständig von unabhängigen Laboren geprüft. 2020 war ein recht gutes Jahr für die Olivenernte der Herkunftsbezeichnung „Oli de Mallorca“: Es wurden 4.150 Tonnen Oliven geerntet und zu 617.000 L feinstem Olivenöl verarbeitet. Da 2020 Mallorca durch die Corona-Pandemie einen drastischen Einbruch der Touristenzahlen hatte, gestaltete sich wegen geschlossener Hotels und Restaurants der Absatz auf der Insel sehr schwierig. Verluste wurden aber weitestgehend durch ein Aufleben des Online-Handels – insbesondere mit deutschen Käufern – aufgefangen.
Pa amb Oli
Die schlichte Mahlzeit der Mallorquiner „Pa amb Oli – Brot mit Öl“ gilt heute als Delikatesse. Entweder als kleine Mahlzeit zwischendurch oder zu Beginn eines Mittagessens. Was braucht man dazu: das mallorquinische, salzlose Graubrot (aber auch Weißbrotsorten werden verwandt), Tomaten – besonders beliebt die mallorquinischen Ramellet-Tomaten, ein intensiv schmeckendes Olivenöl, Salz, Pfeffer, Knoblauch, Oliven, Rosmarin. Käse aus Mallorca oder Schinken, wenn`s beliebt.
Die Zubereitung ist einfach: Fingerdicke Brotscheiben werden getoastet oder auf den Grill gelegt. Manche benutzen auch eine Stielpfanne zum Rösten. Das Brot mit einer Knoblauchzehe einreiben. Dann werden die Tomaten hälftig geschnitten und auf dem Brot zerrieben, bis es mit dem Saft durchtränkt ist. Dann mit Salz und Pfeffer würzen und vorsichtig Öl darauf träufeln. Das „puristische Pa amb Oli ist fertig. Wer will, kann als Beilagen mallorquinischen Käse oder Serrano-Schinken verwenden. Eine einfache, aber leckere Mahlzeit.
Perlen von Mallorca
„Mallorca-Perlen“ sind seit über 100 Jahren einer der Exportschlager der Insel. In den Verkaufs- und Produktionsräumen den Mallorcas Perlen-Herstellern wurden schon viele internationale Gäste und Käufer aus Königshäusern, Film und Fernsehen, Politik und Wirtschaft gesehen, die die „Mallorca-Perlen“ zu schätzen wissen. Auf Mallorca werden die Mallorca-Perlen im Wesentlichen von den Unternehmen Perlas Majórica in Manacor und Perlas Orquidea in Montuir hergestellt. Die Perlenproduktion dieser Unternehmen erfolgt ausschließlich auf Mallorca, wenngleich Majórica Kleinteile wie Goldverschlüsse in Asien produzieren lässt. Mallorcas Perlen-Produzenten haben an ihren jeweiligen Standorten große Show-Rooms, in denen die Produkte angeboten und verkauft werden. Auch die aufwendigen Produktionsverfahren werden vorgeführt.
Die in einem künstlichen Verfahren hergestellten Perlen-Imitationen lassen sich kaum von echten Perlmittperlen unterscheiden. Die Mallorca-Perle hat aber entscheidende Vorteile zur echten Perle: Sie ist beständig gegen Schweiß, Make-Up, Hitze, Parfum und mechanische Einwirkungen. Grund genug, sich mit der „Mallorca-Perle“ zu befassen. Vater und Erfinder der Mallorca-Perle war ein deutscher Ingenieur mit Namen Eduard Hugo Heusch, der um 1890 in Paris und dann in Barcelona experimentierte, um eine Perlen herzustellen, die den echten Perlen täuschend ähnlich sehen und möglicherweise gegen äußere Einflüsse besser geschützt wären. Am Ende der Forschung stand ein Polymerisierungsverfahren, das wie folgt vor sich geht: Ein künstlicher kleiner, gehärteter Kern wird auf einer Spezialhalterung befestigt und dann vielfach in eine dicke Flüssigkeit aus Faunateilchen des Meeres wie z.B. Fischschuppen und Muschelsand getaucht. Schicht für Schicht wird dann mit einem Gasbrenner stark erhitzt, so dass sich die einzelnen Moleküle der Faunateilchen zu größeren Molekülen zusammenschließen. Diesen Vorgang nennt man Polymerisieren. Bei diesem Verschmelzungsvorgang wird auch die Farbtönung beigemischt. Danach wird die Perle geschliffen. Perlen aus Mallorca werden auch heute noch überwiegend in Handarbeit oder in einem teilautomatisierten Verfahren hergestellt.
Posidonia
Die Küstengewässer der Balearen sind von einem 56.000 Hektar großen Seegras (Posidonia)-Teppich umgeben, von dem sich allein bei Formentera 7.600 Hektar befinden. Nur wenigen war die Bedeutung der endemischen Posidonia bekannt, bis die UNESCO die Seegrasfelder 1999 zum Weltnaturerbe ernannten. Die Seegrasfelder haben ein Alter von 100.000 Jahren. Die Seegrasfelder arbeiten als natürliche Kläranlage. Die Pflanzen sind der wichtigste Produzent von Sauerstoff, der für Fische und andere Meereslebewesen (es wird von 220 Tierarten gesprochen) lebensnotwendig ist. Es bindet auf derselben Fläche doppelt so viel CO2 wieder Regenwald. Es ist auch verantwortlich für das klare, türkisfarbene Wasser im Küstenstreifen der Inseln. Das Posidonia-Seegras wächst im Küstenstreifen auf flachem Meeresgrund. Es hat Wurzeln, Blätter und Früchte. Mit den Wurzeln verhindert es die Erosion des Meeresbodens. Zum Schutze der Seegrasfelder ist das Ankern auf Seegraswiesen, bei dem die Wurzeln der Posidonia aus dem Grund gerissen werden, unter Strafe gestellt. Bojen, an denen Bootseigner ihre Schiffe festmachen können, kennzeichnen die Seegrasfelder im Küstenstreifen.
Das Seegras schafft auch neue Strände: Untersuchungen in den Jahren 2020 – 2022 haben gezeigt, dass durch das Liegenlassen des Seegrases nach den Herbststürmen 2020 an der Küste zwischen den Playas es Trenc und Es Marqués an der Südküste Mallorcas der Strand in dieser Zeit um 69 m Länge gewachsen ist. Das Seegras bildete sog. Vegatationsbänke, die von den Wellen mitgeführten Sand festhielten und neuen Strand bildeten.
Salz von Mallorca
Ein beliebtes Reisemitbringsel von Mallorca ist das „Flor de Sal d`Es Trenc“, das sich international einen guten Namen als hochwertiges Naturprodukt gemacht hat. Anders als gewöhnliches Kochsalz ist das Flor de Salz ein reines Naturprodukt, d.h. während des gesamten Gewinnungsprozesses wird dem salz nicht entzogen und auch nichts hinzugefügt. Die Salzgewinnung erfolgt per Hand, und nach der Ernte erfolgt die Trocknung allein durch die Sonne Mallorcas. Der Hersteller erklärt, dass das Salz 80 lebenswichtige Mineralien und Spurenelemente enthalte. Zur Ernte wählt man die Tage mit viel Sonne und geringer Luftfeuchtigkeit. Bei einem sanften Wind von Südsüdost kristallisieren die Salzblumen (daher Flor de Sal). Das Salz schwimmt dann auf der Wasseroberfläche und wird dann mit langen Rechen abgeschöpft. Danach trocknet es auf langen Tischen, um dann schließlich naturbelassen zu bleiben oder mit Kräutern, Gewürzen, Blüten oder Oliven verfeinert zu werden. Die Salines d`Es Trenc findet man an der Carretera Campos – Colonia de Sant Jordi, Km 10.
Schwarze Schweine – cerdos negros
Die Stars der Viehzucht auf Mallorca sind die „schwarzen Schweine“ – die cerdos negros. Sie sind eine besondere mallorquinische Rasse. Als Ferkel sind sie tiefschwarz, später ergrauen sie. Sie sind von mittlerer Statur, haben schwarze Borsten, langgezogene Köpfe und flache, herabhängende Ohren. Die Cerdos Negros werden unter strengen Auflagen gezüchtet, leben artgerecht auf natürlichen Weiden und werden nicht in Ställen gemästet. Gern futtern sie Mandeln, Feigen und die Früchte des Johannisbrotbaumes. Studien zufolge ist das Fleisch der schwarzen Schweine deutlich gesünder als herkömmliches Schweinefleisch und hat 60 % mehr gesunde Fette als Produkte von industriell gezüchteten und gehaltenen Schweinen.
Jeweils im Januar finden auf Mallorca die Schlachtfeste „Matanca“ statt, in den Dörfern und auf den Fincas der Schweinezüchter das wichtigste Ereignis des Jahres. Das Fest beginnt mit dem Schlachten des Schweines und der kompletten Verwertung. Ein Teil wird zu Wurst verarbeitet, ein Teil gepökelt. Dazu hat jeder Schweinezüchter und Bauer jahrhundertealte geheime Rezepte. Knochen werden gesalzen und dienen später zum Würzen von Brühen und Suppen. Zum Schluss findet ein großes Festessen statt.
Sibillengesang – Cant de la Sibil.la
Alljährlich zur Weihnachten erschallt in Palmas Kathedrale der Sibillengesang – der Cant de la Sibil.la. Dies ist seit dem frühen Mittelalter im iberischen Raum Tradition. Der Gesang, von einer Solostimme a cappella in katalanischer Sprache vorgetragen, beruht auf frühchristlichen Schriften und sollen von antiken, vorchristlichen Seherinnen stammen. Der Text sagt die Wiederkehr des christlichen Erlösers und das Ende der Welt voraus. Nur die treuen Diener Gottes würden belohnt werden, während die Übrigen mit dem Zorn Gottes bestraft würden. Der Sibillengesang wird heute nur noch in Palmas Kathedrale, in der Klosterkirche von Lluc und in einer Kirche auf Sardinien vorgetragen. 2004 hat die Balearen-Regierung den Sibillengesang zum Kulturgut Mallorcas ernannt. Im Jahre 2010 wurde der Sibillengesang in die Liste des immateriellen Kulturgutes der Menschheit der UNESCO aufgenommen mit der Begründung, dass die Erhaltung des Gesangs Mallorca eine besondere kulturelle Identität gebe.
Siurells
Siurells, die Keramikfiguren mit Flötentönen, sind heute ein beliebtes Souvenir für Mallorca-Touristen, sie werden auch als Spielzeug benutzt. Man weiß aber nicht wirklich, wozu sie ursprünglich dienten. Die Figuren stellen meist Reiter, Frauen oder Fabelwesen dar, wie z.B. Teufel, Hunde mit zwei Beinen oder Esel mit Flügeln. Im Innern haben die Siurells eine oder zwei Pfeifen. Archäologische Funde belegen, dass es vergleichbare Figuren schon im 12. Jahrhundert auf Mallorca gegeben hat. Man vermutet jedoch, dass sie ursprünglich aus Griechenland oder Italien stammen, wenngleich ähnliche Figuren auch in Südamerika und sogar Russland bekannt sind. Zentrum der Herstellung der Siurells ist die Gemeinde Marratxi, wo auch jährlich die Töpfermesse „Fira del Fang“ stattfindet und auf dem Markt Siurells in allen möglichen Gestaltungsformen zu erwerben sind. Ausgangsmaterial ist eine Tonart (LLamuga), die gebrannt und danach gekalkt wird. Auf den weißen Grund werden dann bunte Strich- und Punktmalereien angebracht. Experten können an der Farbzusammenstellung feststellen, aus welchem Dorf ein Siurell stammt.
Sobrasada de Mallorca
Auf den Märkten oder beim Metzger hängen sie an Stangen in ihrer typischen unregelmäßigen, länglichen Form mit einer leicht runzligen, dunkelroten Oberfläche und lassen dem Betrachter das Wasser im Mund zusammenlaufen – die mallorquinischen Würste „Sobrasada de Mallorca“. Ja, die Sobrada ist eine ganz besondere Wurst aus Schweinefleisch, Speck, Salz, süßem Paprikapfeffer und Gewürzen. So besonders, dass die Herkunftsbezeichnung „Sobrasada de Mallorca“ nach europäischem Recht seit 1996 geschützt ist. Ebenso die „Sobrasada de Mallorca de Cerdo Negro“, eine besondere Art der Sobrasada, die ausschließlich aus dem Fleisch des auf Mallorca beheimateten schwarzen Schweins hergestellt wird. Es gibt in der Literatur Hinweise, dass schon im 17. Jahrhundert die Sobrasada in der Küche Mallorcas ein beliebtes Lebensmittel war. Erzählungen berichten von großen Schlachtfesten (mantances) rund um das mallorquinische Schwein und die Sobrasa. Im 20. Jahrhundert griff man alte Rezepte wieder auf, und die Sobrasada erfreute sich neuer Beliebtheit auf Mallorca.
Die Herstellung der Sobrasada erfolgt nach traditioneller Überlieferung: Am Anfang steht der Fleischwolf, durch den das Schweinefleisch in kleine Teile von 3 bis 5 mm zerkleinert wird. Bei diesem Prozess und den Kontakt mit Sauerstoff werden Enzyme und Mikroorganismen freigesetzt. Danach wird die Fleischmasse mit Salz, edelsüßem Paprika und diversen Gewürzen durchgewalkt und dann in Därme gepresst. Es folgt ein Reifeprozess in Trockenkammern bei Temperaturen von 14 – 16 Grad und einer relativen Luftfeuchtigkeit von 70 % bis 85 %. Die Reife hat zur Folge, dass die Sobrasada ihren charakteristischen Geschmack, ihre Farbe, Konsistenz und Haltbarkeit erreicht. Das faserarme Endprodukt lässt sich gut auf ein Brot schmieren und entfaltet ein charakteristisches Geschmacksaroma mit einer feinen Paprikanote.
Sprachen
Auf Mallorca werden zwei Sprachen gesprochen, nämlich Spanisch (Kastilisch, Castellano) und Katalanisch. Spanisch und Katalanisch sind zwei selbständige Sprachen, so dass die häufige Aussage, Katalanisch sei ein Dialekt des Kastilischen falsch ist. Allerdings ist das auf Mallorca gesprochene Mallorquin ein Dialekt des Katalanischen (was allerdings von national bewussten Mallorquinern bestritten wird).
Seit der Rückeroberung der Insel 1229 durch Jaime I war Katalanisch die Sprache der Insel. Anfang des 18. Jahrhunderts setzte sich Kastilisch als Amtssprache durch und galt ab 1716 auch als verbindliche Unterrichtssprache. Unter Franco wurde das Katalanisch unterdrückt und setzte sich gerade deshalb nach Francos Tod wieder durch. Seit 1978 ist Spanisch die Amtssprache für ganz Spanien. Katalanisch ist jedoch eine gleichberechtigte Amtssprache. Gerade in den Wahlkämpfen wird der Sprachenstreit immer wieder angefacht. Derzeit werden amtliche Veröffentlichungen oft nur in Katalanisch verfasst. Katalanisch wird von etwa 9 Millionen Menschen gesprochen, in Spanien in den drei Autonomen Regionen Katalonien, Valencia und den Balearen.
Stauseen auf Mallorca
Mallorcas Stauseen, der „Gorg Blau“ und der „Embasle de Cúber“ (kurz Cúber“ genannt), sind jeweils etwa 60 ha groß und nicht nur wichtige Wasserspeicher für die Versorgung der Hauptstadt Palma, sie sind auch beliebte Ausflugsziele für Wanderer, Bergsteiger und Naturliebhaber. Man erreicht die Stauseen über die Landstraße zwischen Sóller und dem Kloster Lluc. Im Gorg Blau siedelten im 6. Jahrhundert im Schutze der Berge Christen und gründeten dort ein Bergheiligtum. Leider wurde das historisch hoch interessante Gebiet Anfang der 1970er Jahre geflutet, um die Trinkwasser- und Stromversorgung der ständig wachsenden Stadt Palma sicherzustellen. Dabei ist der Gorg Blau deutlich tiefer als der Cúber und kann mit einem Fassungsvermögen von 7 Millionen Kubikmetern etwa 50 % mehr Wasser speichern als der Cúber. Für Naturliebhaber und Wanderer ist das Gebiet besonders interessant, weil hier bei nur geringer Steigung zwei unterschiedliche Vegetationszonen aufeinanderstoßen. Der Gorg Blau – auf einer Höhe von etwa 1.000 m gelegen – ist mit dem zweiten Stausee Cúber durch einen Kanal verbunden, durch den im Gorg Blau angesammeltes, überschüssiges Wasser in den Cúber mittels einer 522 m langen Röhre gepumpt wird. Wanderungen längs des Kanals bieten einzigartige Blicke auf die beiden Stauseen und das Massiv der Serra de Tramuntana. Der Cúber ist der größere der beiden Stauseen und liegt auf einer Höhe von etwa 750 m. Rund um den See gibt es einen Wanderweg mit geringen Steigungen. Wer geübter Wanderer ist, kann von dort auch über einen Kletterpfad zum Gipfel des Puig de l`Ofre aufsteigen.
Steinschleuderer
Auf den Balearen gibt es einige Vereine der „Els Foners“, die die alte Tradition der Steinschleuderer wiederaufleben lassen und kultivieren. Inzwischen finden alljährlich Balearen-Meisterschaften statt. Hier dürfen die Projektile ein Gewicht von 250 g nicht überschreiten. Schon in der vorchristlichen Zeit nutzen die Einwohner der Balearen zur Jagd Schleudern, mit denen sie ihre Beute mit Steinen von ei- oder kugelähnlicher Form erlegten. Die Projektile hatten ein Gewicht von 100 g bis 500 g. Die Geschosse waren nicht nur Steine, vielmehr später auch aus Bronze und Eisen. Geübte Steinschleuderer brachten es auf Schleuderweiten bis zu 150 m. Die Steinschleuderer der Balearen erlangten mit ihrer Fertigkeit einen über die Insel hinausgehenden Ruf, so dass sie als Söldner für die karthagischen und römischen Armeen angeheuert oder eingezogen wurden. Selbst Hannibal soll Steinschleuderer der Balearen bei den punischen Kriegen eingesetzt haben.
Strände
Langgezogene, weiße Traumstrände, kleine Badebuchten mit Sandstrand, fjordartige Buchten an der Felsküste – so vielfältig sind die Strände Mallorcas. 179 Strände zählt die offizielle Statistik. Zusammengezählt ergibt dies einen Küsten-Strandstreifen von etwa 50 km. Die Küste Mallorcas hat 491 km, und damit sind etwa 10 % der Küstenlinie Strände. Finden Sie hier die schönsten Strände Mallorcas.
Tramuntana-Gebirge – seit 2011 Weltkulturerbe
Steilhänge, tiefe Schluchten und Felsküste kennzeichnen das 90 Kilometer lange und 25 Kilometer breite Tramuntana-Gebirge, das 2011 von der Unesco zum Weltkulturerbe erklärt wurde. In ihrer Bewerbung hatte das zuständige Inselratsdezernat sowohl die einzigartige Flora und Fauna des Gebirges hervorgehoben, als auch Landschaft, Kultur, Geschichte, archäologische Fundstellen, Architektur der Bergdörfer, traditionelle Handwerke und geologische Besonderheiten.
Mit Hilfe von Stützmauern wurden die steilen Hänge, wo immer möglich, im Laufe von Jahrhunderten terrassiert und insgesamt 20 Prozent des gesamten Gebiets für die Landwirtschaft nutzbar gemacht. Steinmauern prägen also nicht nur das Landschaftsbild, sondern haben die Tramuntana in der heutigen Form überhaupt erst bewohnbar gemacht.
Ein Highlight des mallorquinischen Gebirges ist die Wanderroute GR 221. Der Weg ist ganzjährig begehbar und für Wanderfreunde jeden Alters geeignet. Man muss natürlich bedenken, dass es sich um einen Fernwanderweg handelt. So gibt es kaum Rundstrecken und die meisten Etappen sind Tagestouren mit bis zu neun Stunden Gehzeit, wobei selbst geübte Wanderer für die meisten Etappen länger brauchen werden, als auf den Schildern angegeben.
Sechs Herbergen – jeweils am Ende jeder fertiggestellten Etappe – stehen den Wanderern zur Verfügung: Can Boi (Deià), Muleta (Sóller), Tossals Verds und Son Amer (Escorca), Pont Romà (Pollença) sowie die Herberge des Castell d’Alaró.
Trockenmauern
Fast so bekannt wie die Windmühlen sind Mallorcas Trockenmauern – Steinmauern, die Grundstücke oder an Berghängen Terrassierungen begrenzen. Besonders an den Berghängen dienten sie dazu, bei Regenfällen das Fortschwemmen der wertvollen Bodens zu verhindern. Die Bauweise soll auf die Talayot-Kultur zurückgehen, wenngleich die Trockenmauern verstärkt ab dem 14. Jahrhundert auf Mallorca errichtet wurden. Das Fundament von Trockenmauern, die meist eine Höhe bis 1,50 m haben, hat meist eine Breite von 90 cm und besteht aus besonders großen Steinen. Etwas kleinere Steine werden dann nach oben aufgeschichtet, wobei sich die Mauern nach oben verjüngen. Der in der Mitte entstehende Hohlraum wird mit kleinen Steinen, Geröll und Sand aufgefüllt. Es werden keine zusätzlichen Verbund- und Befestigungsmaterialien wie z.B. Mörtel oder gar Zement verwandt. Oben gibt es dann wieder eine Abschlußreihe mit größeren Steinen. Die Trockenmauer-Bauer heißen „Margers“. Ihre Werkzeuge sind Hammer, Meißel, Keile und Winkeleisen. Seit 1986 gibt es für dieses fast ausgestorbene, aber anerkannte Handwerk in Soller sogar eine Schule (Escola de Margers).
Wasserversorgung
Die durchschnittliche Regenmenge auf Mallorca beträgt 550 l/m²/Jahr. Zum Teil versickert dieses Regenwasser und wird in riesigen, natürlichen, unterirdischen Depots gespeichert. Zusätzlich speichern zwei Stauseen 10 Millionen m³ Wasser, womit allerdings gerade einmal Palma versorgt werden könnte. Das unterirdisch gelagerte Wasser wird über Brunnen mittels Pumpen gefördert und für den Verbrauch aufbereitet.
In den trockenen Sommermonaten muss das Wasserwirtschaftsamt (Abaqua) immer wieder eine Vorwarnung aussprechen, weil die Regenmengen unter dem Durchschnitt liegen und der Pegelstand des Grundwassers bedeutsam sinkt. Die Gemeinden werden dann aufgefordert, sparsam mit dem Wasser umzugehen. Das kann im Extremfall zu Verboten führen, Gärten zu sprengen oder Swimmingpools zu füllen.
Um die Grundwasserreserven zu schonen, wurden auf den Balearen mehrere Meerwasser-Entsalzungsanlagen gebaut. Wegen der hohen Stromkosten werden diese aber nur in Notfällen in Betrieb genommen. Mit einem aus der Touristensteuer finanzierten Pilotprojekt studiert man derzeit die Möglichkeit, die Grundwasserreservoirs mit entsalztem Meerwasser aufzufüllen. Mallorcas Meerwasser-Entsalzungsanlagen können pro tag 80.000 Kubikmeter Wasser produzieren. In den Sommermonaten besteht ein täglicher Bedarf von 101.000 Kubikmeter, so dass bei Nutzung der vollen Kapazität nur noch 30.000 Kubikmeter Grundwasser benötigt werden. Ein weiteres Projekt betrifft die Sanierung der vorhandenen Wasserleitungen. Die Verluste durch marode Leitungssysteme werden auf 25 % geschätzt.
Wein
Schon in der römischen Besatzungszeit wurde auf Mallorca Wein angebaut. International gehandelt wurden Weine aus Mallorca bereits im 13. Und 15. Jahrhundert. Durch eine Reblaus-Plage 1891 wurden zahlreiche Weinkulturen zerstört und durch Mandel- und Olivenplantagen ersetzt. Erst in den letzten 50 Jahren erlebte der Weinanbau auf Mallorca eine Wiedergeburt. Zunächst wurde Masse produziert, heute auch Weine mit Klasse, die internationale Auszeichnungen erlangen. Für das Jahr 2022 hat das Landwirtschaftsministerium der Balearen die folgenden Daten zu Mallorcas Weinwirtschaft veröffentlicht: Die Gesamtanbaufläche beträgt aktuell 2.008,6 Hektar. Darauf wurden 64.000 Hektoliter Qualitätswein erzeugt. Der Rotweinanteil betrug 43,5 %, der Weißweinanteil 38,2 % und der Roséanteil 18,3 %. Einige Bodegas sind schon früh ausverkauft, so dass man rechtzeitig bestellen muss.
Windmühlen
Seit Jahrhunderten prägen Windmühlen das Landschaftsbild Mallorcas. Nur auf Kreta soll es weltweit mehr Windmühlen auf vergleichbarer Fläche geben. Unterschieden wird zwischen Windmühlen zum Mahlen des Getreides und Wasserwindmühlen. Von den Getreidemühlen – man erkennt sie an den hölzernen Flügeln und den spitzen Mützen – gab es einmal etwa 1.000 auf der Insel, von den deutlich kleineren Wassermühlen mit der pfeilförmigen Windfahne 2.500. Aus dieser Unterscheidung ergeben sich auch die unterschiedlichen Aufgaben: Die Getreidemühlen dienten dem Mahlen des Getreides, die Wassermühlen der Förderung des Wassers für die Landwirtschaft und die bäuerliche Bevölkerung. Ein Verein kümmert sich heute um Restaurierung und Erhalt der Mühlen, von denen viele verfallen sind und nur noch ganz wenige ihrem früheren Bestimmungszweck dienen.
Zungenstoffe (Llengues) aus Mallorca
In Fincas und Landhäusern schmücken die traditionellen Zungenstoffe (Llengues) als Gardinen die Fenster, sie bedecken Betten und Sofas, und man findet sie als Bezüge für Kissen oder als Tischdecken. Ihren Namen haben sie wegen des zungenartigen Musters in traditionellem Blau, Rot oder Gelb auf weißem Grund. Gewebt aus Baumwolle und Leinen, kennt man die Zungenstoffe auf Mallorca seit Jahrhunderten. Wahrscheinlich kommt die Webart aus Ostasien und wurde von den Mauren nach Mallorca gebracht. Stoffe aus alter Zeit belegen noch eine Webart mit Baumwolle und Seide, die jedoch heute wegen der höheren Kosten kaum noch zu finden ist. Derzeit produzieren nur noch drei Betriebe auf Mallorca diese Zungenstoffe, nämlich Bujose in Santa Maria, Vicens in Pollensa und Riera in Lloseta. Die Stoffe werden auf großen Webstühlen hergestellt. Das Garn wird vor der Verarbeitung mit der Hand eingefärbt. Neuerdings haben sich auch junge Designer der Zungenstoffe angenommen und schaffen mit ihnen neue Produkte: Lampenschirme, Einbände von Büchern, Handtaschen, Badeaccessoires und textile Wandverkleidungen. In Pollensa gibt es sogar ein Museum, in dem die Geschichte der Llengues – Webkunst dargestellt wird.