Mallorcas Wirtschaft – Ideen sind gefragt!
Das Thema
Die spanische Zentralregierung in Madrid hat bei ihrer aktuellen Wirtschaftsprognose für das Bruttoinlandsprodukt 2020 die zahlen von minus 9,2 % auf minus 11,2 % weiter nach unten korrigiert. Ähnlich lag die letzte Prognose für die Balearen, die jedoch noch weiter ins Minus rutschen wird, weil die Wirtschaft dort deutlich stärker vom Stillstand des Tourismus betroffen ist als auf dem Festland. Während MP Sanchez verzweifelt versucht, einen Haushalt durchzubekommen, der auch für die Freigabe von weiteren Fördermitteln notwendig ist, scheint MP Armengol neben den Streitigkeiten mit ihren Koalitionspartnern und mangelhaftem Corona-Management kaum Zeit zu haben, sich um zukunftsfähige Projekte für die Balearen zu kümmern. Während täglich neue Meldungen über den Niedergang einzelner Branchen die Bürger weiter verunsichern und die Sorge um Existenzen und Arbeitsplätze steigen lässt, scheint die Regierung nur den Notstand zu verwalten. Das aber bringt die Wirtschaft der Inseln nicht wirklich voran. Ideen sind gefragt. Einige Denkanstöße für eine zukunftsweisende Wirtschaftspolitik will der folgende Beitrag geben.
Zukunftsweisende Ideen
An guten Vorschlägen für die wirtschaftliche Zukunft der Balearen in den nächsten zehn Jahren fehlt es nicht. Ein bemerkenswertes Papier hat ein Team von 40 Wissenschaftlern unter Leitung des ehemaligen sozialistischen Wirtschaftsministers der Balearen (2007 – 2011) Carles Manera erarbeitet. Auf gut 500 Seiten werden 400 konkrete Vorschläge zur Wirtschaftsförderung der Balearen vorgestellt. Leider scheinen diese Vorschläge im Schreibtisch von MP Armengol anzustauben. Manera sagt über seine Genossen, die heute politische Verantwortung tragen: „Man redet viel über den Wandel, aber unternommen wird wenig“.
Die Wissenschaftler sind der Ansicht, dass der Tourismus der wesentliche Motor auf den Balearen bleiben wird. In diesem Bereich gebe es viel Know-How und damit eine große Wettbewerbsfähigkeit sowie eine perfekte Infrastruktur. In den letzten Jahren ist darüber viel diskutiert worden: Neuorientierung, weg vom Sauftourismus in einigen Küstenorten, hin zu einem nachhaltigen Qualitätstourismus. Anfänge wurden an der Playa de Palma gemacht. Leider nicht von der Regierung, sondern von Unternehmern, die die Marke „Palma Beach“ konzipiert haben. Und von den Hoteliers, die aufgrund eines noch von der konservativen PP durchgesetzten Gesetzes Millionen in die Sanierung und Renovierung ihrer Hotels steckten. Die Linksregierung hatte sich im Gegenzug verpflichtet, die Straßenwege auszubauen, besser zu beleuchten und Sicherheit zu schaffen. Sie hat diese Verpflichtung nicht erfüllt. Jetzt wurde sie noch von Madrid abgestraft und gerichtlich zur Rückzahlung von nicht ordnungsgemäß abgerechneten Fördergeldern von 14 Millionen Euro zuzüglich 4,5 Millionen Euro Zinsen verurteilt.
Die Wissenschaftler empfehlen trotz schwerpunktmäßiger Förderung des Tourismus die Diversifizierung der Wirtschaft. Landwirtschaft und Industrie müssten ausgebaut werden, ebenso der Dienstleistungssektor sowie die Bereiche Innovation, Technologie, Bildung und Gesundheit. Hier gebe es beste Ausbaumöglichkeiten, die zugleich Arbeitsplätze schaffen würden. Nicht neue Branchen erfinden, sondern auf alten Strukturen aufbauen. Zwar brauche die Umsetzung der Konzepte einige Jahre, aber man müsse sofort beginnen. Die Menschen müssten in ihre Zukunft vertrauen setzen können, das gelinge nicht durch kurzfristige Transferleistungen wie Kurzarbeitergeld. Schnell könne man in der Verbesserung der Wasserversorgung und der Abwasserentsorgung durch Sanierung des maroden öffentlichen Kanalsystems Arbeitsplätze schaffen.
Manera hat sein Konzept mit allen gesellschaftlichen Vertretern abgestimmt und viel Beifall erhalten: Leider ist die Politik nicht in der Lage, einen „runden Tisch“ einzuberufen, an dem sich alle Parteien, Arbeitgeberverbände, Gewerkschaften, Umweltschützer und andere Interessengruppen zusammenfinden und im Gemeininteresse jetzt tragfähige Konzepte umsetzen.
In Italen konnten Don Camillo und Peppone (wenigstens in der Literatur) sich in Krisenzeiten die Hand reichen und gemeinsam für die menschen kämpfen. Zwischen den Linken und den Konservativen sind in Spanein die Gräben so tief, dass der “runde Tisch” ein Traum bleiben wird.
Fred Neumann
Wie ich lese, sollen die Balearen von der EU dieser Tage eine erste Tranche an Corona-Hilfsmitteln von 140 Millionen Euro bekommen. Oje! Wenn Frau Armengol nicht einmal 14 Millionen (siehe oben) richtig beantragen, verwenden und abrechnen kann, wie soll diese Gurkentruppe dann ordnungsgemäß mit 140 Millionen umgehen? Ein Trauerspiel geht in die nächste Runde. Wann gibt Frau Armengol endlich den Löffel, Verzeighung “das Zepter” ab?
Herzlichst
Ihr Felix Hoffstädter
Nicht nur Ideen sind gefragt, sondern auch Tatkraft und Mut, sie umzusetzen, und zwar schnell. Nur so kann die Talfahrt der Wirtschaft Mallorcas gebremst oder gar gestoppt werden. Ich lese gerade, dass im September 2020 im Vergleich zum Vorjahresmonat 4.800 Unternehmen ihre Tätigkeit eingestellt haben, das sind 10 % der Gesamtzahl der Unternehmen der Insel. Nicht eingerechnet sind die Selbständigen und Freiberufler, die aufgegeben haben. Das ist erschütternd.
Ihr
Ansgard von Rüxleben
und gerade lese ich, dass Frau Armengot als erstes großes Projekt aus den Corona-Hilfen eine Straßenbahn von Palma zum Flughafen und nach Arenal bauen will. Ist die denn von allen guten Geistern verlassen? Man kann es nicht fassen.
Axel Hofstedt