Zeitenwende für Mallorcas Tourismus-Wirtschaft
Das Thema
Große Herausforderungen – überall auf der Welt und in vielen verschiedenen Politikfeldern – rufen nach einer „Zeitenwende“. So wurde auch schon geraume Zeit um neue Wege in der Tourismuswirtschaft gerungen. Während bis zum vergangenen Jahr die abgewählte Linksregierung auf starke Regulierung setzte, wollte die neue konservative Regierung unter Marga Prohens sich mit Regulierungen zurückhalten und auf den Markt vertrauen, zumal zum einen die Tourismuswirtschaft für 2024 einen schwächeren Markt prognostizierte und einige am Markt Beteiligte selbst Maßnahmen einleiteten, zum Beispiel für eine nachhaltige Bewirtschaftung der Hotels. Der Markt aber verhielt sich anders, als die Prognosen: Die Zahl der Reisenden stieg in 2024 weiter (man rechnet mit einer Steigerung von etwa 15 % im Vergleich zu 2023, wo etwa 18 Millionen Touristen auf die Inseln kamen), nicht nur die Hotels verzeichneten Buchungsrekorde, sondern auch illegale Quartiere fanden regen Zuspruch, Mietwagen-Vermieter wollten in dieser Saison 100.000 Fahrzeuge auf die Insel bringen, und die Straßen der Insel sind voller als je zuvor. Bürgerbewegungen formierten sich und forderten von der Regierung umgehende Maßnahmen, um den Massentourismus zu beschränken. Mit großer Beweglichkeit setzte sich nun Marga Prohens an die Spitze der Bewegung und erklärte: „Die Überfüllung auf den Inseln bedroht die touristische Wettbewerbsfähigkeit“. Prohens lud nun 140 Vertreter von Politik, Umweltschutz-Organisationen, Tourismuswirtschaft und Wissenschaft zu einem Treffen in die Balearen-Universität, um die Probleme des Massentourismus zu besprechen und gemeinsam nach Lösungen zu suchen, wobei sie deutlich machte, dass der Tourismus auch in Zukunft die stärkste Säule der Balearen-Wirtschaft bleiben werde.
Die Analyse
So will die Balearen-Regierung dem Massentourismus und seinen Folgen begegnen: Zunächst soll eine Bestandsanalyse durchgeführt werden. Mehrere Arbeitsgruppen sollen belastbare Daten zur Überfüllung zusammenstellen. Dazu gehören Daten zu Urlauberströmen, Kapazitäten von Naturzonen, eine Mobilitätsstudie über die wichtigsten Verkehrswege der Inseln und zur illegalen Ferienvermietung. Die Arbeitsgruppen werden von dem renommierten Wissenschaftler Toni Riera von der Fundación Impulsa geleitet, dessen Neutralität allerdings von einigen Vertretern des linken und Umwelt-Spektrums angezweifelt wurde.
Erste Schritte, dem Massentourismus entgegenzuwirken
Einige Maßnahmen, dem Massentourismus entgegenzuwirken, hatte schon die abgewählte Linksregierung – seinerzeit noch gegen die oppositionellen Konservativen – eingeleitet. Einige dieser Maßnahmen werden nun von der konservativen Regierung fortgeführt. So hat der Inselrat kürzlich beschlossen, dass die Bettenbörse beibehalten werden und die Zahl der Touristen-Betten auf den Inseln auf 412.000 (308.000 Hotelbetten und 104.000 Betten in privaten Ferienunterkünften) beschränkt werden soll, was einer Streichung von 18.000 Betten entspricht. Weiter soll der Kampf gegen illegale Ferienvermietung intensiviert werden. In jeder Saison werden Zehntausende von Gästen in illegalen Privatquartieren untergebracht. Da dieses Problem in vielen europäischen Großstädten besteht, hat die EU jetzt ein Gesetz erlassen, nachdem europaweit die private Ferienvermietung transparent gemacht werden soll. Spanien muss innerhalb von zwei Jahren diese Verordnung in nationales Recht umsetzen. Fallen die illegal vermieteten Privatbetten weg, werden zugleich Wohnungen für den normalen Mietmarkt frei. Eine Maßnahme der Balearen-Regierung, nämlich die Einführung der Tourismus-Steuer war allerdings nicht geeignet, den Zustrom von Touristen zu verringern. Das Gesetz brachte zwar dem Balearen-Diskus im letzten Jahr 132 Millionen Euro ein, aber führte nicht zu weniger Reisenden. Die Steuer von 25 Cent bis 4 Euro pro Nacht/Reisenden konnten die Gäste offenbar verschmerzen. Weiter ist eine drastische Reduzierung der Zahl der Mietwagen auf den Inseln im Gespräch. Wie wäre es, als Ausgleich den Touristen einen kostenfreien Bustransport anzubieten?
Es gibt nicht eine Lösung, und es gibt keine einfache Lösung. Die bisherigen Ideen und Maßnahmen sind aber offensichtlich nicht geeignet, das Problem mit dem Massentourismus in den Griff zu bekommen. Deshalb ist das Bestreben der Regierung, zunächst gesichertes Datenmaterial zusammenzutragen, um dann ein umfassendes Konzept zu erarbeiten, sicherlich gut und zielführend.
Ich finde es gut, dass die neue Ministerpräsidentin sich des Problems der Wohnungsnot vorrangig annehmen will. Hoffentlich wird jetzt auch endlich ein sozialer Wohnungsbau durchgeführt, nachdem die Linken in den acht Jahren ihrer regierungszeit dieses Thema sträflich vernachlässigt hatten. Es ist genug gesprochen worden, lasst uns nun endlich Taten sehen!
Petra Düssel
Die Idee der Partei Mes, ausländische Kaufinteressenten sollten erst nach fünf Jahren Residenz auf Mallorca eine Immobilie kaufen dürfen, ist absoluter Blödinn. Interessenten werden dann vielleicht fünf Jahre mieten und dann kaufen. Das wird den Mietmarkt weiter anspannen und die Mieten steigen und steigen. Vielleicht sollten diese leute mal ihr Gehirn nutzen.
Freundlichst
Dustin George
Es fehlen auf Mallorca wahrscheinlich (verlässliche Daten gibt es nicht) 15.000 Wohnungen. Die kann man natürlich nicht aus dem Boden stampfen. Die ersten können in zwei bis drei Jahren zur Verfügung stehen. Bis dahin braucht es einer Vielzahl von Lösungswegen, z.B. hartes Vorgehen gegen illegale Vermietung, wodurch mindestens 1.000 Wohnungen wieder der “normalen” Vermietung zugeführt werden können.
Miquel Salas