Mallorca | In 2021 wurden 137 Abrisse von Immobilien verfügt

Mallorca: Linksregierung ließ in 2021 die Abrissbirne 137-mal schwingen

Die „Agentur zur Verteidigung des Territoriums“ verfolgt illegales Bauen

Der Name einer Balearen-Behörde klingt martialisch „Agentur zur Verteidigung des Territoriums“ (ADT). Nein, es ist nicht etwa eine lokale Außenstelle des spanischen Verteidigungsministeriums und schon gar nicht ein Südeuropa-Stützpunkt der NATO. Es handelt sich vielmehr um eine Unterbehörde des Inselrates mit der Aufgabe, die Einhaltung von Bauvorschriften zu kontrollieren und etwaige Bauverstöße zu ahnden. Die Zwangsmittel der Behörde sind Bußgeldbescheide und Abrissverfügungen. Die ADT wurde bereits im Jahre 2009 gegründet, führte aber in Zeiten der konservativen Balearen-Regierungen mehr ein Schattendasein. Bei Übernahme der Amtsgeschäfte durch die Linksregierung trafen die neuen Herren auf etwa 1.000 unbearbeitete Fälle und 150 Abrissverfügungen, die jedoch nicht durchgesetzt worden waren. Besonders in den letzten fünf Jahren, inzwischen wurden auch mehr Mitarbeiter eingestellt und des Jahreshaushalt der Behörde erhöht, regnete es Abrissverfügungen gegen illegale Bauten, und bei insgesamt 541 Bauten – in 2021 wurden 137 Häuser abgerissen – ließ die Behörde die Abrissbirne schwingen. Zusätzlich wurden in 2021 Geldstrafen in Höhe von 1,2 Millionen Euro vollstreckt.

Schwarzbau – früher Kavaliersdelikt, heute Straftat

Das illegale Bauen hat auf Mallorca eine lange Tradition. Mit dem Familiennachwuchs wuchs auch die Finca. Es wurde angebaut und angebaut und angebaut. Natürlich meist ohne Genehmigung, denn diese kostete ja Gebühren und Steuern, und nicht nur einmalig, sondern durch Erhöhung des Katasterwertes der Baulichkeiten wuchs auch die jährliche Grundsteuer. Und gab es mal eine Anzeige durch einen neidischen Nachbarn, wurde das oft mit einem guten Vino Tinto mit dem Bürgermeister oder dem Sachbearbeiter im örtlichen Bauamt geregelt. Manchmal blieb es nicht bei Weingeschenken, wie die unrühmliche Geschichte des Bürgermeisters Hidalgo aus Andratx beweist, der für seine Geldgier und Bestechlichkeit zwischenzeitlich eine mehrjährige Freiheitsstrafe verbüßt hat. Obwohl auch damals die Gesetze eindeutig waren, fehlte bei Bürgern und Politikern aufgrund der schon traditionellen Verfahrensweise das Unrechtsbewusstsein. Man kannte sich, war gut Freund und drückte gerne alle Augen zu. Experten schätzen, dass die Zahl der illegalen oder teilweise illegalen Häuser auf Mallorca in die Zehntausende geht. Die Linksregierung hat sich nun auf die Fahnen geschrieben, im Baurecht wieder dem Gesetz entsprechende Zustände zu schaffen und illegales Bauen zu ahnden.

Wie kann ich feststellen, ob eine Immobilie illegal ist?

Also stellt sich die Frage, wie ein Kaufinteressent feststellen kann, ob die ihm angebotene Immobilie tatsächlich legal ist? Die Antwort ist einfach, jedoch mühselig. Sie lautet: Prüfen, prüfen, prüfen.
Der Interessent, zumal wenn er aus dem Ausland kommt, wird damit heillos überfordert sein. Der Rat und die Hilfe eines erfahrenen Maklers, Rechtsanwalts oder Immobilien-Gutachters ist unerlässlich. Diese Experten müssen eine „rechtliche Due Diligence“ durchführen. Zunächst einmal werden die Prüfer einen Grundbuch- und einen Katasterauszug einholen, um den Istbestand der Immobilie mit den Eintragungen abzugleichen. Doch das reicht nicht aus. Nicht alles, was im Grundbuch steht, muss auch legal – also mit einer Baugenehmigung und einer öffentlich-rechtlichen Bauabnahme versehen – sein. Es gibt z.B. auch Grundbucheintragungen aufgrund einer „Altbauerklärung“. Diese gibt möglicherweise einen Bestandsschutz, der zwar eine Ahndung des Bauverstoßes nicht mehr zulässt, aber die Immobilie nicht legal macht. Plant der Eigentümer später Um- oder Erweiterungsarbeiten, wird die Behörde diese nur genehmigen, wenn die illegalen Gebäudeteile zuvor abgerissen wurden. Um 100%-ige Sicherheit zu erlangen, was legal oder illegal ist, muss der Prüfer sich in die Bauakten im Rathaus vertiefen.
Und nur so kann man vermeiden, dass der Traum von einer Immobilie auf Mallorca als Albtraum endet.

3 Kommentare zu “Mallorca | In 2021 wurden 137 Abrisse von Immobilien verfügt

  1. Erika Römer schreibt:

    Vielen Dank für diesen höchst interessanten Beitrag. Ja, das waren noch Zeiten – vor 30 Jahren. Ein riesiges Immobilienangebot zu günstigen Preisen – auch wenn man die Hälfte schwarz, die Hälfte weiß bezahlen musste. Wir mussten unser versteuertes Geld schwarz waschen, um überhaupt kaufen zu können. Und Legalitätsnachweise? “Musst Du vertrauen,” sagte uns der schlitzohrige Makler. Gott sei Dank, ging alles gut. Wenn man nun die Nachrichten über das Agieren der ADT liest, läuft einem der Schauer über den Rücken. Also zukünftig: Prüfen, prüfen, prüfen.

    Herzlichst
    Erika Römer

  2. Patrick Hausmann schreibt:

    Sie schreiben, dass “die Linksregierung” 137 Häuser abreißen ließ. Ist das so zu verstehen, dass das ein ideologisches Thema ist, also bei einer Regierungsübernahme durch die Konservativen anders gehandhabt werden würde?

    Patrick Hausmann

  3. Lutz Minkner schreibt:

    Antwort zur Frage von Patrick Hausmann:

    Guten Tag, Herr Hausmann,

    in der Theorie nein, in der Praxis wohl vielleicht. Natürlich sind alle Parteien an Recht und Gesetz gebunden. Und das Gesetz sieht bei illegalen Bauten Strafmaßnahmen vor, vom Bußgeld bis zur Abrissverfügung. Abrissverfügungen richten sich meist gegen Wohlhabende, und diese sind meist nicht Wähler der Linken. In den linken Medien kann man bei jeder Abrissverfügung eine klammheimliche Freude feststellen. Ich kann mir gut vorstellen, dass bei einer konservativen Regierung die Maßnahmen nicht so rigide durchgeführt werden und bei der Entscheidungsfindung auch die Historie der Immobilie und soziale Gesichtspunkte stärker berücksichtigt werden.

    Mit freundlichen Grüßen
    Lutz Minkner

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