Regulierung der täglichen Anzahl von Kreuzfahrtschiffen in Palma
Kreuzfahrttourismus in der Kritik
Im Boomjahr des Kreuzfahrttourismus auf Mallorca 2019 hagelte es Kritik von Umweltfreunden, Bewohnern Palmas und politischen Parteien. In 2019 waren an 55 Tagen mehr als 10.000 Kreuzfahrttouristen mit vier oder gar fünf Schiffen in Palma gelandet. Zwar freute sich Palmas Einzelhandel und Gastronomie über den regen Besucherverkehr und die erzielten Umsätze; dagegen ärgerten sich die Palmesaner über verstopfte Straßen, die ihre Stadt nicht mehr lebenswert machten, und die Luftverschmutzung, die die Kreuzfahrtschiffe verursachten.
Unter den Politikern, besonders der Linksparteien, gab es fast einen Wettbewerb, bei dem die einen den Kreuzfahrttourismus ganz verbannen wollten, andere maximal zwei Schiffe täglich mit maximal 6.000 Urlaubern gestatten wollten. Da es kaum eine rechtliche Handhabe gibt, den Kreuzfahrttourismus zu beschränken, setzten die Balearen-Regierung und die Kreuzfahrtwirtschaft auf Dialog und trafen sich am 20.12.2021 in Hamburg zu einer Krisenverhandlung, die mit einer Kompromissvereinbarung abschloss.
So soll Mallorcas Kreuzfahrttourismus 2022 aussehen
Die Balearen-Regierung und die Internationale Vereinigung der Kreuzfahrtreedereien (CLIA) sowie die Gesellschaften Costa Cruceros, MSC, TUI Cruises, Royal Caribbean und Marella Cruises einigten sich, dass ab 2022 täglich nicht mehr als drei Kreuzfahrtschiffe in Palma anlegen dürfen. Diese Vereinbarung hat den Charakter einer Selbstverpflichtung. Von diesen drei Schiffen darf nur eines eine Kapazität von mehr als 5000 Passagieren haben. Insgesamt dürfen in 2022 nur 460 Kreuzfahrtschiffe in Palmas Hafen ankern. In 2019 waren es noch 538, also 14,5 % mehr. Weil für 2022 schon eine Mehrzahl von Anlaufterminen vereinbart waren, dürfen an maximal 20 Tagen maximal vier Kreuzfahrtschiffe auf Mallorca anlegen. An einem Tag dürfen zusammen nur 8.500 Touristen an Land gehen. Wie schon oben ausgeführt, waren es 2019 an manchen Tagen mehr als 10.000. Die Vereinbarung hat eine Laufzeit von 5 Jahren.
In den Gesprächen wurden auch die durch den Kreuzfahrttourismus entstehenden Umweltprobleme angesprochen. Die Kreuzfahrtbranche sagte zu, ihre Bemühungen, umweltfreundlicher und nachhaltiger zu arbeiten, fortzusetzen. Die Reeder wollen es nicht nur bei einer mündlichen Zusage lassen, sondern demnächst auch in Palmas Hafen Vorschläge, dieses Ziel zu erreichen, präsentieren.
Das ist wohl alles nur eine “Luftnummer”. Wie ich heute im Mallorca Magazin lese, ist das tatsächlich nur eine unverbindliche Absichtserklärung und Verständigung auf den kleinsten gemeinsamen nenner, da die Hafenbehörde die zahl der Kreuzfahrtschioffe gar nicht begrenzen kann. Dies fällt allein in den Kompetenzbereich des spanischen Verkehrsministerium. Die Hafenbehörde m u s s Kreuzfahrtschiffen die Zufahrt und das Anlegen im Hafen gestatten, solange dort Platz ist.
Matthias Falkenhagen
Ich finde, dass die Hafenbehörde das Thema der Kreuzfahrtschiffe ganz gut im Griff hat. Klar, das Treibstoffthema und die Umweltprobleme müssen schnellstens gelöst werden. Aber schauen Sie sich mal Venedig an: Es ist doch grausam, wie diese Hochhäuser-Kreuzfahrtschiffe direkt am Markusplatz vorbeifahren.
Dustin George